Wie bestimmt man das Geschlecht?

Wenn man den Geschlechtsbereich des Kaninchens mit Zeigefinger und Daumen ganz vorsichtig etwas in die Länge zieht, erkennt man bei der Häsin (Weibchen) einen länglichen Spalt, beim Rammler (Männchen) eine runde, punktförmige Öffnung, die ein wenig hervortritt.

Wie paart man Kaninchen?

Möchte man Nachwuchs, so setzt man die mindestens 6 Monate alte Häsin in den Käfig des Rammlers (nicht umgekehrt) und beobachtet den Deckakt. Ist dieser erfolgreich verlaufen, so verkrampft sich der Rammler und rutscht von der Häsin.

Anschließend entfernt man die Häsin aus dem Käfig und hält beide in getrennten Ställen, die nicht direkt nebeneinander stehen sollten, um Irritationen der Häsin durch die Witterung des Rammlers zu vermeiden, die zu Komplikationen bei der Trächtigkeit führen könnten.

Verpaart man Kaninchen unterschiedlicher Rassen, so sollte man darauf achten, dass der Rammler nicht bedeutend größer als die Häsin sein darf, da dies zu Wurfschwierigkeiten führt.

Woran erkenne ich die Trächtigkeit?

Während der Trächtigkeit ist häufig eine Verhaltensänderung der Häsin zu beobachten. Tiere, die vorher wild oder bissig waren, werden träge und gleichgültig. Auch der umgekehrte Fall kann eintreten.

Nach der zweiten Trächtigkeitswoche kann man bei entsprechender Erfahrung den Nachwuchs in Form eines „Knotens“ fühlen, man sollte aber beim Abtasten äußerst vorsichtig sein, da die Verletzungsgefahr sehr hoch ist. Auch das Gesäuge vergrößert sich im Laufe der Trächtigkeit.

Mit letzter Gewissheit kann nur der Tierarzt die Trächtigkeit feststellen. In der letzten Zeit der Trächtigkeit nimmt aber der Bauchumfang der Häsin bedeutend zu und man kann mit etwas Glück deutliche Bewegungen der Föten im Mutterleib feststellen.

Wenige Tage vor dem Wurftermin beginnt die Häsin, sich Fell auszuzupfen und Stroh zusammenzutragen, um ein Nest zu bauen.

Die Tragezeit beträgt 31 Tage.

Was ist Scheinträchtigkeit?

Wenn eine Häsin mit dem Nestbau beginnt, ohne dass sie trächtig sein kann, ist sie entweder besonders hitzig oder es liegt eine Scheinträchtigkeit vor. Diese vergeht nach spätestens zweieinhalb Wochen von selbst wieder, man sollte das Kaninchen daher gewähren lassen und ihm zusätzliches Stroh als Nistbaumaterial zur Verfügung stellen.

Die Ursache liegt häufig darin, dass die Häsin von einer anderen Häsin oder einem kastrierten Rammler besprungen wurde und durch diesen Deckakt der Eisprung ausgelöst wurde, ohne dass eine Befruchtung stattgefunden hat.

Bei Einzelhaltung kommt eine Scheinträchtigkeit zwar selten vor, sie kann aber auch durch andere Umwelteinflüsse oder hormonelle Schwankungen hervorgerufen werden.

Wie behandelt man eine trächtige Häsin?

Eine trächtige Häsin braucht eine ausgewogene Ernährung. Sie sollte einerseits nicht übergewichtig sein, andererseits aber ein gehaltvolles Futter erhalten, das reich an Eiweiß und Mineralien ist. Neben Trockenpressfutter und Heu sollte auch ein wenig Grünfutter und ausreichend Wasser gegeben werden.

Sehr wichtig ist für eine hochträchtige Häsin auch Ruhe und die Vermeidung jeglicher Irritationen. Sie sollte möglichst wenig zum Spielen aus dem Käfig genommen werden und keinesfalls unvorteilhaft in der Bauchgegend angefasst werden. Die Häsin sollte in ihrem Käfig alleingehalten werden und ihr Stall sollte nicht unmittelbar neben einem Rammlerkäfig stehen.

Eine knappe Woche vor dem Wurfdatum sollte man der Häsin ausreichend Stroh als Nestbaumaterial zur Verügung stellen. Heu allein eignet sich hierfür weniger. Ein Nistkasten bzw. eine Wurfkiste in Form eines kleinen Häuschens kann vorteilhaft sein, damit die Jungtiere im warmen Nest bleiben. Einige Tage vor dem Wurf beginnt die Häsin dann mit dem Nestbau, wozu sie sich auch Fell zur Polsterung des Nestes auszupft.

Nach dem Wurf, der am 31. Tag der Trächtigkeit erfolgt, benötigt die Häsin viel Flüssigkeit und sollte daher einen vollen Wassernapf zur Verfügung haben.

Was ist beim Nachwuchs zu beachten?

In den ersten Tagen nach dem Wurf sollte man eine Nestkontrolle vornehmen und evtl. gestorbene Jungtiere entfernen.

Mit etwa 2 Wochen öffnen die Kleinen ihre Augen und beginnen kurze Zeit später, ihre Umgebung zu erkunden. Es ist möglich, dass einige der Jungtiere dann immer noch nicht beide Augen geöffnet haben, da die Lider verklebt sind. In diesem Falle sollte man die Lider mit einem feuchten Tuch abwischen, damit sich die Augen öffnen. Würden die Augen zu lange geschlossen bleiben, bestünde die Gefahr einer Erblindung.

Wenn die Jungtiere erstmals das Nest verlassen, kann man ihnen schon einen leicht zugänglichen Futternapf in Nestnähe anbieten. Notwendig ist die Zufütterung aber erst nach der 4. Lebenswoche. Empfehlenswert sind für den Nachwuchs Trockenfertigfutter und Heu. Grünfutter sollte nur in geringen Mengen verabreicht werden, da es zu Verdauungsproblemen führen kann. Einen Wassernapf sollte man den Jungtieren frühestens mit 3 Wochen zugänglich machen, um die Gefahr des Ertrinkens auszuschließen.

Die Jungtiere werden von der Mutter 4 bis 6 Wochen lang gesäugt. Anschließend sollte man sie von der Mutter entfernen. Werden Jungtiere zu lange bei der Mutterhäsin belassen, steigt das Krankheitsrisiko.

Im Alter von 3 Monaten muss man die Jungtiere nach Geschlechtern trennen und die Rammler jeden für sich in Einzelkäfige setzen oder kastrieren.

Die weiblichen Tiere kann man zuweilen noch bis zu einem Alter von 6 Monaten zusammenlassen, länger vertragen sie sich nur selten.

Wie zieht man mutterlose Jungtiere auf?

Der beste Weg zur Versorgung mutterloser Jungtiere besteht darin, sie in das Nest einer anderen Häsin zu legen, die ebenfalls gerade Nachwuchs hat und die Aufzucht als Amme übernimmt.

Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, kann man den Versuch unternehmen, den Nachwuchs selbst aufzuziehen, was bei Tieren unter einer Woche jedoch wenig aussichtsreich ist.

Wichtig ist ein warmes, weiches Nest und der Schutz vor Umwelteinflüssen.

Zur eigenhändigen Fütterung zweimal täglich kann man eine größere Einwegspritze mit einem Ventilgummi als Sauger benutzen. Da die Kaninchen-Muttermilch besonders fett (16%), eiweißhaltig (12%) und nährstoffreich ist, aber einen niedrigen Milchzuckeranteil (2%) aufweist, eignet sich als notdürftiger Ersatz am ehesten Katzenaufzuchtsmilch oder eine mit Vitaminen angereicherte Kondensmilch.

Die besondere Schwierigkeit der eigenhändigen Aufzucht liegt darin, dass der Sauginstinkt der Kaninchenbabys durch spezielle Duftstoffe in den Zitzen der Mutter animiert wird. Ist dieser Schlüsselreiz nicht vorhanden, kann den Jungen nur mit Mühe etwas eingeflößt werden.

Hat man die ersten 14 Tage erfolgreich überstanden, stehen die Chancen recht gut, denn jetzt können die Kleinen bereits damit beginnen, Heu zu fressen, am Körnerfutter zu knabbern und ein wenig Grünfutter zu sich zu nehmen. Mit letzterem ist Vorsicht geboten, da zu große Mengen zu Verdauungsproblemen führen. Zum Trinken sollte man eine Wasserschale hinstellen, aber zusätzlich das Stillen mit Milch noch fortsetzen.

Im Normalfall werden Kaninchen rund 6 Wochen gestillt, allerdings mit abnehmender Häufigkeit. Es reicht daher aus, die Milchversorgung ein bis eineinhalb Monate lang durchzuhalten.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:
Handaufzucht (Quelle: Bunnyhilfe.de)

Wie ist es mit der Kastration?

Wenn Sie einen Rammler mit anderen Kaninchen zusammen halten wollen und keine Zucht beabsichtigen, sollten Sie ihn kastrieren lassen.

Geschieht dies schon vor Eintritt der Geschlechtsreife, also mit etwa 3 Monaten sobald sich die Hoden zeigen, hat dies den Vorteil, dass er später auch kein typisches Rammlerverhalten zeigt, wie Bespringen, Rivalität und Reviermarkierung.

Zur Kastration gibt es verschiedene Ansichten und Methoden, die sich auch in unterschiedlichen Kosten niederschlagen.

Eine örtliche Betäubung ist in den meisten Fällen ausreichend, da eine Vollnarkose höhere Risiken birgt und den Eingriff unnötig verteuert, dessen Gesamtkosten unter 50 Euro liegen sollten.

Spät kastrierte Rammler sollten nach dem Eingriff mindestens eine Woche lang von anderen Rammlern und 6 Wochen lang von Weibchen ferngehalten werden.

Unnötig ist eine Kastration bei einzeln gehaltenen Rammlern, sofern diese nicht die seltene Unart des Urinspritzens aufweisen. Häsinnen sollten nur im Krankheitsfalle kastriert werden, da hierzu eine riskante Operation notwendig ist.