Warum Kaninchen züchten?

Beim Kaninchenzüchter tritt zur Freude am einzelnen Tier noch das Interesse an einer bestimmten Kaninchenrasse und die Faszination, die Eigenarten dieser Rasse am eigenen Tierbestand herauszuarbeiten, indem man, auf Basis der Vererbungslehre, die passende Zuchtauswahl trifft.

Die Ergebnisse seiner Zuchtarbeit kann man sodann auf kleineren und größeren Schauen der Öffentlichkeit und dem sachverständigen Auge des Preisrichters präsentieren.

Kaninchenschauen sind eine Gelegenheit, den erzielten Leistungsstand festzustellen und zu vergleichen. Bundesweit werden jährlich etwa 1 Mio. Kaninchen auf Schauen ausgestellt und von den über 1.000 Preisrichtern nach einem bestimmten Regelwerk bewertet. Das Spektrum reicht von der kleinsten Vereinsschau über Landesschauen bis hin zu Bundesschauen, auf denen fast 30.000 Tiere gezeigt werden.

Züchten im Verein heißt, die Liebe zum Kaninchen mit Gleichgesinnten zu teilen, sich in geselliger Runde über Freud und Leid der Kaninchenzucht auszutauschen, einander mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, und die Öffentlichkeit durch Ausrichtung von Schauen vom gemeinsamen Hobby zu begeistern.

Die Rassezucht verfolgt heute keine ökonomische Zielsetzung mehr, sondern sieht sich als reine Liebhaberei allein der Wahrung und Vervollkommnung des kulturellen Erbes unserer Hauskaninchenrassen verpflichtet. Deutschlandweit teilen über 150.000 Vereinszüchter diese Leidenschaft.

Seit wann züchtet man Rassekaninchen?

Für eine planvolle, zielgerichtete Zucht war die Umstellung vom Gehege auf die heute übliche Buchtenhaltung zur Zeit der Industrialisierung eine wesentliche Voraussetzung. Der Mensch bestimmte von nun an die Auswahl der Zuchttiere und beeinflusste damit nachhaltig die Rassebildung. Bis zum Jahre 1700 waren insgesamt nur 5 verschiedene Rassen bekannt. Die blauen, braunen und gelben Rassen sind erst ab ca. 1800 entstanden, die genetisch schwierigeren Rassen erst sehr viel später, teilweise erst im 20. Jahrhundert.

Eine planmäßige Zucht setzt eine züchterische Organisation voraus, deren Ursprünge fast 140 Jahre (Gründung der ersten Kaninchenzuchtvereine in Deutschland, z.B. 1873 in Hildesheim) zurückreichen. Während in den Anfängen rein wirtschaftliche Sachzwänge ausschlaggebend waren, ist seit den Sechziger Jahren eine Verstärkung der sozialen Komponenten feststellbar. Heute ist die Kaninchenzucht vor allem ein erfüllendes Hobby und eine sinnvolle Freizeitgestaltung aus Sportsgeist und Freude am Tier. Mittlerweile beträgt die Zahl der im Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter (ZDRK) organisierten Züchter etwa 160.000.

Zucht und Haltung der Kaninchen erfolgen heute in modernen, repräsentativen Stallanlagen und auf artgerechte Haltung und Fütterung wird größter Wert gelegt. Durch das gestiegene gesellschaftliche Interesse an Natur und Ökologie konnten neue Personenkreise für die Kaninchenzucht erschlossen werden, die früher nur selten in den Kaninchenzuchtvereinen vertreten waren.

Wenn in der Rassekaninchenzucht nach dem verbindlichen ZDRK-Standard mittlerweile 88 Kaninchenrassen in insgesamt 370 Farbenschlägen gezüchtet werden, so ist dies das Ergebnis einer langen und erfolgreichen Zuchtarbeit. Um die in den etwa 5.000 Kaninchenzuchtvereinen jährlich heranwachsenden Tiere nicht zu verwechseln, werden alle mit einer unterschiedlichen Tätowierung in beiden Ohren gekennzeichnet. Anhand des Abstammungsnachweises und der Kennzeichnung kann die Herkunft eines jedes Kaninchens eindeutig festgestellt werden.

Die Organisation des deutschen Zuchtwesens ist weltweit führend und bildet die Voraussetzung zur Erhaltung der vielen Rassen und Farbenschläge in unterschiedlicher Körperform , -größe und Felllänge. Sie ist Garant für den weltweiten Export deutscher Kaninchen.

Die genetische Vielfalt der anerkannten Rassen ermöglichte für nahezu alle Edelfelle die Erzüchtung eines ähnlichen Kaninchenfelles, womit es der Kaninchenzucht zu verdanken ist, wenn auf Pelze von bedrohten und wild lebenden Arten sowie Raubtieren verzichtet werden kann. Auch der Wollertrag des Angorakaninchens konnte in den letzten Jahren auf immerhin 1 – 1,5 kg Rohwolle pro Jahr gesteigert werden. Dies entspricht im Verhältnis etwa 7 bis 8-mal dem Ertrag, den ein Schaf produziert und führt die Leistungsfähigkeit der Kaninchenzucht anschaulich vor Augen.

Wie ist die Kaninchenzucht organisiert?

Bundesweit gibt es etwa 90.000 organisierte Rassekaninchenzüchter aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten in zirka 5.000 Kaninchenzuchtvereinen. Fast alle Vereine sind im Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter (ZDRK) organisiert, der wiederum aus 20 Landesverbänden besteht, die sich ihrerseits in rund 500 Kreisverbände aufteilen.

Jeder Kaninchenzuchtverein besitzt eine Vereinskennzahl, die aus einem Buchstaben, welcher den Landesverband angibt (z.B. „I“ für Weser-Ems oder „B“ für Bayern) und aus einer Vereinsnummer besteht (z.B.“104″ für den Kaninchenzuchtverein I 104 Hude).

Jedes Rassekaninchen bekommt ins rechte Ohr diese Vereinskennzahl tätowiert, im linken Ohr wiederum steht die Tierkennzahl, die aus drei Einzelzahlen besteht und angibt, wann das Kaninchen geboren wurde (erste Zahl: Monat, zweite Zahl: Jahresziffer, dritte Zahl: eine laufende Nummer; Beispiel: „5.8.1“ für ein im Mai 1998 geborenes Tier). Durch diese Kennzeichnung kann jedes Kaninchen eindeutig identifiziert und einem Verein zugeordnet werden, in dessen Zuchtbuch es – als Bestätigung seiner Reinrassigkeit – eingetragen ist.

Als weiteren Verband gibt es den Bund Deutscher Kaninchenzüchter (BDK), der etwa hundert Züchter umfasst und auf den Raum Hannover konzentriert ist.

Woran erkennt man ein Rassekaninchen?

In Zoogeschäften werden Kaninchen oft unter Fantasiebezeichnungen angeboten, ohne dass es sich wirklich um Rassekaninchen handelt. Nur die im Rasse-Standard aufgeführten Kaninchenrassen sind vom Zentralverband Deutscher Kaninchenzüchter (ZDRK) anerkannt.

Um die Reinrassigkeit eines Kaninchens gewährleisten zu können (d. h., dass die Nachkommen genauso wie die Elterntiere aussehen werden), sind alle Kaninchen eines Züchters im Zuchtbuch des jeweiligen Kaninchenzuchtvereines eingetragen (mit Angabe der Elterntiere), so dass für jedes Tier eine Rassebescheinigung ausgestellt werden kann.

Damit die Identität jedes Kaninchens eindeutig feststellbar ist, trägt es in beiden Ohren eine Tätowierung: Im rechten Ohr die Kennzahl des Vereines (z.B. F 160 für Osterode) und im linken Ohr die Tierkennzahl, die aus drei Einzelzahlen besteht und angibt, wann das Kaninchen geboren wurde. Die erste Zahl gibt dabei den Monat und die zweite das Jahr (einstellig) an, während die dritte Zahl eine laufende Nummer darstellt. Ein Kaninchen mit dem Täto „9.5.3“ ist also im September 2015 geboren worden.

Tiere, die nicht tätowiert und im Zuchtbuch eingetragen sind, dürfen weder auf Kaninchenschauen ausgestellt noch zur Zucht im Verein eingesetzt werden.

Es ist daher in jedem Falle empfehlenswert, Kaninchen nur von Züchtern, die Mitglied eines Kaninchenzuchtvereines sind, zu kaufen, denn nur so kann man sicher sein, auch wirklich ein Rassekaninchen zu erwerben und nicht etwa ein angebliches Zwergkaninchen, das zu unerwarteter Größe heranwächst.