Warum Kaninchen halten?

Das Kaninchen hat sich in Deutschland zum beliebtesten Kleintier entwickelt; man schätzt die Zahl der Kaninchen in deutschen Haushalten mittlerweile auf über 2,5 Millionen!

Dies hat seinen Grund, denn Kaninchen haben im Vergleich zu Hunden und Katzen einen geringeren Platzbedarf, sind im Gegensatz zu Hamstern tagaktiv, und im Unterschied zu Vögeln oder Meerschweinchen vollkommen ruhig. Sie lassen sich daher oft auch dann noch halten, wenn andere Haustiere nicht in Frage kommen.

Gerade für Kinder ist das Kaninchen ein idealer, unkomplizierter Spielpartner, der ihnen die Liebe zum Tier nahebringt und sie lehrt, für ein anderes Lebewesen Verantwortung zu übernehmen.

Seit wann hält man Hauskaninchen?

Die Übernahme des Wildtieres mit der damit verbundenen Betreuung wird als Domestikation (Haustierwerdung) bezeichnet. Beim Kaninchen liegt dieser Beginn bei etwa 300 v. Chr.

Bereits bei den Spaniern und Römern der Antike gehörte Kaninchenfleisch zum Speiseplan. Mit dem Fortschreiten der Zivilisation wurde das Kaninchen weiter verbreitet. Hilfreich war dabei die Fähigkeit des Tieres, sich selbst extremsten Umweltbedingungen anzupassen. Maßgeblichen Anteil an der Domestikation im deutschen Raum hatten die Klöster. Die erste urkundliche Erwähnung des Kaninchens in Deutschland im Jahre 1149 geht auf das Kloster Corvey zurück. Eine planvolle Zucht ist aber bis zum Beginn der Industrialisierung Deutschlands kaum erfolgt. Man ließ die Kaninchen in den Ställen der vielzähligen Bauernhöfe einfach laufen.

In den neuen Siedlungen, die im vorigen Jahrhundert im Rahmen der Industrialisierung errichtet wurden, war nicht mehr der Platz vorhanden, der für die bis dahin übliche Gehegehaltung notwendig war. Die Größe der Grundstücke konnte man besser nutzen, indem man die Gehege praktisch aufeinander stellte. Hieraus entwickelte sich später die heutige Stallform.

Wie alt wird ein Kaninchen?

Kaninchen haben eine Lebenserwartung von etwa 10 Jahren. Dieses Alter ist aber nur ein Richtwert, denn auch bei guter Pflege werden einige Tiere nur 7 Jahre und andere wiederum bis zu 12 Jahre alt.

Im Vergleich zum Menschen könnte man sagen, dass ein Kaninchenjahr etwa 8 Menschenjahren entspricht, ein 10 Jahre altes Kaninchen also einem 80-jährigen Senioren.

Kaninchen oder Hase?

Aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit werden Kaninchen und Hasen in der Umgangssprache oft miteinander in Verbindung gebracht, ohne dass dies zoologisch gerechtfertigt wäre.

Das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus),von dem unsere Hauskaninchen abstammen, gehört zoologisch zur Gattung Oryctolagus und zusammen mit der Gattung Lepus, zu welcher der Feldhase zählt, der Familie der Leporidae (Hasenartige) an, die wiederum der Ordnung der Lagomorpha (Hasentiere) zuzurechnen ist. Hase und Kaninchen gehören also unterschiedlichen Tiergattungen an und können daher auch nicht miteinander gekreuzt werden.

Auch die Kaninchenrasse mit der Bezeichnung „Hasenkaninchen“ ist keine solche Kreuzung, sondern ein normales Kaninchen, das seinen Namen nur dem Zuchtziel einer möglichst großen Ähnlichkeit mit dem Körperbau eines Hasen verdankt.

Kaninchen und Hasen unterscheiden sich in vielen Punkten voneinander:

WildkaninchenHase
gedrungener, muskulöser Körperbau,
1 bis 2 kg Gewicht
schlank, langbeinig, schwarze Löffelspitzen,
bis zu 6 kg Körpergewicht
haben 44 Chromosomenhaben 48 Chromosomen
leben gesellig in Kolonien zusammensind Einzelgänger
graben sich einen unterirdischen Bauruhen in einer flachen Erdmulde (Sasse)
bringen nach 31 Tagen 4 bis 6 Junge zur Welt, die als Nesthocker nackt, blind und taub geboren werden und erst nach 10 Tagen die Augen öffnengebären nach 42 Tagen 1 bis 4 Junge, die als Nestflüchter sofort sehen und hören können und bereits ein Fell besitzen
sind die wilden Vorfahren der domestizierten Hauskaninchenkönnen nicht als zahme Haustiere gehalten werden

Gibt es Stallhasen und Zwerghasen?

Alle Kaninchen, die gezüchtet, gemästet oder als Haustiere gehalten werden, stammen ursprünglich vom Wildkaninchen ab.

Hasen (Feldhasen) hingegen sind eine völlig andere Tierart und kommen nur als Wildtiere und nur in freier Natur vor. Sie sind mit den Kaninchen lediglich entfernt verwandt und können sich mit diesen auch nicht paaren.

Kaninchen gibt es in unterschiedlichen, vom Menschen gezüchteten Rassen. Die kleinsten dieser Rassen werden umgangssprachlich als „Zwergkaninchen“ oder „Zwerghasen“ bezeichnet, die größeren nennt der Laie manchmal „Stallhasen“. In allen Fällen handelt es sich aber um echte Kaninchen und niemals um Hasen.

Es gibt sogar eine besonders schlanke Kaninchenrasse, die offiziell „Hasenkaninchen“ heißt. Auch hierbei handelt es sich aber um Kaninchen.

Sind Kaninchen Nagetiere?

Kaninchen zählen nicht zu den Nagetieren (Rodentia), da sie im Gegensatz zu diesen im Oberkiefer beidseitig zwei hintereinander stehende Schneidezähne haben. Die vorderen beiden sind dabei breit und meißelförmig, während es sich bei den hinteren um kleine, schmale, fast quadratische Stiftzähne handelt.

Zoologisch gehört das Kaninchen (spätestens seit Gidley, 1912) zur selbständigen Ordnung der Hasentiere (Lagomorpha), ist also nicht mit den Nagetieren verwandt, sondert ähnelt diesen nur aufgrund der Anpassung an ähnliche Umweltbedingungen.

Wie sind Kaninchen zoologisch einzuordnen?

Das Kaninchen ist zoologisch folgendermaßen einzuordnen:

Reich RegnumTiere Animalia
Unterreich SubregnumVielzeller Metazoa
Abteilung DivisioGewebetiere Eumetazoa
Stamm PhylumChordatiere Chordata
Unterstamm SubphylumWirbeltiere Vertebrata
Überklasse SuperclassisVierfüßer Tetrapoda
Klasse ClassisSäugetiere Mammalia
Unterklasse SubclassisHöhere Säugetiere Theria
Überordnung SuperordoEchte Säugetiere Eutheria
Ordnung OrdoHasentiere Lagomorpha
Familie FamiliaHasenartige Leporidae
Unterfamilie SubfamiliaLeporinae
Gattung GenusKaninchen Oryctolagus
Art SpeciesWildkaninchen Oryctolagus cuniculus
RassenVerschiedene Zucht-Kaninchenrassen